Für das Thema Stadtentwicklung gab es in Arnsberg generell Vorwissen, viele beteiligungsorientiere Konzepte waren bereits vorhanden, unter anderem eine Nachhaltigkeitsstrategie.
Rund um das Smart-Citites-Thema spielte auch das Unternehmensnetzwerk Digitales Forum, zu dem sich Firmen aus der Digitalwirtschaft zusammengeschlossen haben, eine Rolle. Einige Ansprechpartner:innen des Forums wurden als Expert:innen in die Beteiligungsprozesse einbezogen.
Außerdem hatte es bereits zwei Veranstaltungen im Rahmen des Netzwerks Innenstadt (freiwillige Arbeitsgemeinschaft von nordrhein-westfälischen Städten und Gemeinden) gegeben.
In Arnsberg stehen Mensch und Umwelt im Mittelpunkt der Smart-Cities-Entwicklung: Nicht die Technologie und die damit verbundenen Möglichkeiten, sondern die Bedürfnisse der Bürger:innen der Stadt sollen den Prozess bestimmen.
Wer macht was? Personalaufwand und Zuständigkeiten für die Planung und Durchführung der Beteiligungsprozesse.
- Aus dem Referat Smartes Digitales Arnsberg der Stadt Arnsberg: ein Projektleiter und ein weiterer Kollege ab März 2021 (also 1,5 Stellen).
- Aus der Abteilung Bürgerdialog/Bürgerbeteiligungsprojekte (seit November 2020): eine Kollegin in Vollzeit, zwei Kolleginnen assistieren.
Wie sahen konkrete Beteiligungsmöglichkeiten vor Ort aus?
Erste Beteiligung:
Onlinebeteiligung als Umfrage über Plattform Adhocracy+ mit drei Fragen/Schritten:
- Arnsberg heute: Stärken & Schwächen
Bürger:innen konnten für sieben Handlungsfelder (bildungsbegeistert & neugierig, bürgernah & gemeinsam stark, gesund & bewegt, klimaneutral & umweltfreundlich, lebenswert & liebenswert, mobil & vernetzt, produktiv & innovativ) ihre persönliche Sicht schildern. - Arnsberg 2030: Welchen Aussagen stimmen Sie zu?
Bürger:innen haben einen Blick in die Zukunft geworfen: Wo steht Arnsberg als Smart City in zehn Jahren? Auswahl und Gewichtung von 15 verschiedenen Aussagen. - Arnsberg 2030: Wir suchen Ihre Projektideen
Ideensammlung von Bürger:innen
Zweite Beteiligung:
Expertenbeteiligung mit Mitgliedern des Technologiebeirats, Gremium mit Unternehmer:innen, Wissenschaftler:innen und Politiker:innen aus dem Ausschuss, circa 30 Personen (bereits entwickelte strategische Ziele wurden zur Wahl gestellt und konnten kommentiert werden) – auch Bürger:innen, aber eher mit Unternehmensbackground oder politischem Mandat.
Auf welche Handlungsweisen sollten andere Kommunen verzichten?
- Nicht glauben, ansatzweise ein repräsentatives Meinungsbild zu bekommen: Eine Befragung der Bürger:innen ist Unterstützung, Angebot, Hilfe, Nutzung der Schwarmintelligenz – kann aber nicht als Legitimation für die Umsetzung von Projekten dienen, weil alle das wollten.
- Lange, umständliche Erläuterungen bei Befragungen: Dabei besteht das Risiko, dass Fragen nicht richtig verstanden oder gar nicht erst beantwortet werden. Die Erfahrung aus Arnsberg: Online ist die Bereitschaft noch geringer, Erklärstücke zu lesen als analog auf dem Papier.
Was hat gut funktioniert und was empfiehlt Arnsberg anderen Kommunen?
- Kombination aus Online- und Offlinebeteiligung für höhere Repräsentativität beziehungsweise einen besseren Bevölkerungsquerschnitt: Einzelne Vor-Ort-Veranstaltungen werden oft von (einer) bestimmten Zielgruppe(n) wahrgenommen.
- Frühzeitig eine gute Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit vorbereiten:Gutes Team zusammenstellen, überlegen: Wie kriegen wir die Menschen auf die Plattform? Immer wieder erklären was das ist, was das soll, und das sehr niederschwellig.
- Möglichst viele Menschen im Haus im Vorfeld einbinden mit unterschiedlichen Kompetenzen.
- Früh mit der Planung beginnen und nicht denken: Wir machen das mal eben im Vorbeigehen.
- Belohnungen einbinden,beispielsweise Einkaufsgutscheine.
- Schulen und Jugendämter einbeziehen: An Kinder und Jugendliche herantreten, ist wahnsinnig schwer.
- Onlineplattformen nutzen:Klare Empfehlung für DSGVO-konformes Open-source-Tool mit niederschwelligen Nutzungshürden, auch über Smart-Cities-Prozess hinaus nutzbar.
- Basisworkshop zu Grundlagen der Beteiligung besuchen: Was bedeutet Beteiligung im Unterschied zu Partizipation? Unterschiede zwischen formeller und informeller Beteiligung usw.
- Leitlinien der Bürger:innenbeteiligung entwickeln: Was sind unsere Werte, was wollen wir erreichen? Wie erreichen wir Menschen mit Migrationshintergrund? Best-practice-Beispiele sind hier zum Beispiel die Städte Mannheim und Heidelberg.