Offene Regionale Datenplattform: Was verbirgt sich hinter dieser Bezeichnung?
Smart Cities leben von Daten. Wir in Südwestfalen haben für unser Modellprojekt deshalb eine Offene regionale Datenplattform aufgebaut.

von Rouven Theiß

28. Oktober 2021

Open Source – dieser Gedanke ist einer der ganz zentralen Bausteine unseres Modellprojekts Smart Cities: 5 für Südwestfalen. Dahinter verbirgt sich ganz grob gesagt eine Software mit einem offenen – und damit einsehbaren – Quellcode.

In Südwestfalen sind wir starke Verfechter der offenen Software und erkennen Potenziale in offenen Daten. Warum das so ist, haben wir für dich in diesem Leitfaden zusammengefasst. Zudem bringen wir dir unsere Abwandlung dieser Idee näher: die Offene Regionale Datenplattform.

Warum benötigen Smart Cities überhaupt Datenplattformen?

Daten werden immer wichtiger und vielerorts schon als das neue Gold bezeichnet. An dieser Stelle kommen entsprechende Plattformen ins Spiel, auf denen die Daten einlaufen und gesammelt werden können.

Ohne Datenplattformen keine Smart Cities. Das hört sich im ersten Moment zwar platt und teilweise auch überspitzt an, entspricht aber den Tatsachen. Eine Datenplattform bildet sozusagen das Gehirn einer Smart City, ist die Drehscheibe für smarte Projekte und Maßnahmen.

Und diese digitale Basisinfrastruktur muss passen, weil die Städte der Zukunft alle vor einer großen Herausforderung stehen: Wie ist an die Daten zu kommen, die erhoben werden? Und wie lassen sich diese auswerten?

Aber noch viel entscheidender: Welche Daten generiert eine Stadt und welche Daten sind in Kommunen überhaupt vorhanden? Und wie können diese Daten wiederum aufbereitet und weiterverwendet werden?

Ein ganz einfaches Beispiel an dieser Stelle: In Düsseldorf hat Audi eine Vernetzung zwischen den Fahrzeugen der eigenen Marke und vielen innerstädtischen Ampeln aufgebaut. Der Vorteil: Audi-Fahrer sehen im Cockpit ihres Wagens die Informationen der Ampeln, haben somit die Chance auf eine grüne Welle.

Was einfach klingt, ist aber vor allem auf eine effiziente Steuerung und Lenkung von Datenströmen zurückzuführen. Alles steht und fällt an dieser Stelle mit Sensoren, die das Verhalten von Menschen – oder im Fall von Düsseldorf von Audis – erfassen.

Aus welchem Grund ist der Open-Source-Gedanke für Südwestfalen wichtig?

Wir erachten den Gedanken der offenen Software beziehungsweise der offenen Daten als eminent wichtig. Diese Erkenntnis ist übrigens schon direkt zu Beginn unseres Projekts gereift. Aber warum eigentlich?

Weil wir fünf Kommunen sind, die sich im Rahmen eines Modellprojekts zusammengeschlossen haben – und keine Insellösungen wollten und wollen. Dazu kommt: Wir sind Pioniere für und in Südwestfalen; aus jedem Kreis eine Stadt.

Unsere Errungenschaften sollen deshalb unbedingt für die 54 weiteren südwestfälischen Kommunen offen und nutzbar sein. Außerdem hat Open Source einen ideologischen Wert, da eine einmal eingekaufte Lösung letztlich auch anderen offensteht.

Aber: Nicht nur uns ist Open Source wichtig, sondern auch dem Fördergeber. Der hat Open Source nämlich zur Vorgabe gemacht.

Welche Daten braucht es für die Datenplattform?

Offene Daten sind für uns immer unsensibel und pseudonymisiert. In Betracht kommen dazu zunächst Geodaten, also Informationen, die räumlich verortet und referenziert sind. Im Zusammenspiel mehrerer Daten kann man Kontextinformationen bzw. Metadaten bilden, die wiederum weitere Erkenntisse schaffen. Wenn jetzt beispielsweise Daten über Besucherströme (hierbei werden Personen nur gezählt, es werden keine persönliche Informationen über einzelne Personen eroben, was sie unsensibel macht) hinzugezogen werden, kann das eine Bereicherung für die örtliche Planung sein.

Welche Vorteile besitzt die Offene Regionale Datenplattform für Südwestfalen?

Die Offene Regionale Datenplattform besitzt einen ganz entscheidenden Vorteil: Entwicklungsarbeit muss nur einmal bezahlt werden – und alle südwestfälischen Städte und Gemeinden können anschließend daran teilhaben.

Wir setzen auf eine Lösung des Anbieters Fiware und lassen uns diese Lösung so maßschneidern, dass sie unseren Bedarf perfekt deckt. Ein weiterer Vorteil: Der Fiware-CEO sitzt in unserem Beirat.

Und: All unsere Leitprojekte finden auf Grundlage der Offenen regionalen Datenplattform statt.

Gab es auch Hürden rund um die Einrichtung einer Offenen Regionalen Datenplattform?

Ja, Hürden gab es einige. Fragen, die wir schon vor den Planungen beantworten mussten, waren unter anderem:

  1. Was sind offene Daten?
  2. Wer entscheidet, was offene Daten sind?
  3. Welche Daten wollen wir erheben und nutzen?
  4. Wo liegt die Datenhoheit?

Wurden Antworten auf die kritischen Fragen gefunden?

Auch hier können wir mit einem klaren Ja antworten! Ganz entscheidend ist für uns: Die Hoheit über die Daten liegt immer bei der entsprechenden Kommune. Denn: Die Kommunen besitzen die digitale Souveränität über ihre Daten.

Natürlich musste aber überall erst einmal die Erkenntnis reifen, dass diese Daten für die Kommunen extrem wertvoll sind und eine echte Ressource darstellen.

Dazu kommt: Die Erhebung ist eine Kraftanstrengung, da nicht nur die Infrastruktur in Form der Plattform aufgebaut werden muss, sondern für die entsprechenden Anwendungsfälle auch die Sensorik.

Welche Beispiele gibt es bereits für das Zusammenspiel von Datenplattform und Sensorik?

Zum derzeitigen Zeitpunkt bereits eines, das in genauerer Planung ist: das Smart Parking in Olpe. Vorteil an dieser Stelle für die Zukunft: Andere südwestfälische Kommunen, die das Smart Parking ebenfalls interessiert, bekommen bei Bedarf wichtige Tipps aus Olpe – und können das Projekt durch die offenen Daten selbst umsetzen.