Stadtlabore sind Orte, wo Menschen neue Technologien erkunden und gemeinsam Stadtentwicklung gestalten. Von Soest bis Menden zeigen erfolgreiche Beispiele aus Südwestfalen, wie das funktionieren kann.
Stadtlabore sind eine tolle Möglichkeit, als Kommune Räume zu schaffen, an denen Menschen Zukunfts-Technologien ausprobieren und gemeinsam die Zukunft ihrer Stadt gestalten.
Von Soest über Arnsberg bis Menden zeigen Stadtlabore in Südwestfalen, was möglich ist: Begegnungen zwischen Bürger:innen, Verwaltung und Expert:innen, die Ideen zur Stadtentwicklung gemeinsam voranbringen.
Wir haben in vorherigen Artikeln bereits vorgestellt, was Stadtlabore sind und was man beachten sollte, wenn man ebenfalls ein solches ins Leben rufen möchte. (Oder erstmal eine Nummer kleiner? Dann ist eine Bibliothek der digitalen Dinge eine tolle Möglichkeit!).
Und damit der Start ideal gelingt, kommen hier bewährte Ideen und Best Practices aus den Projekten in Südwestfalen, die das Stadtlabor zum lebendigen Treffpunkt machen – nutzbar, zugänglich und inspirierend.
Interaktion gewünscht? Auf interaktive Formate setzen!
Ein Stadtlabor lebt von Formaten, die Menschen zusammenbringen und Technik greifbar machen. Gerade zu Beginn ist es entscheidend, ein Angebot zu schaffen, das möglichst viele Bürger:innen anspricht. Hier haben sich bestimmte Formate als besonders erfolgreich erwiesen.
Offene Abende und regelmäßige Events
Regelmäßige, offene Veranstaltungen machen es einfach, das Stadtlabor zu entdecken und erste Hürden zu überwinden. Hier zwei Erfolgsformate, die schnell wirken:
- After-Work-Austausch: Mit einem kurzen Expertenvortrag und lockeren Diskussionen im Anschluss zieht das After-Work-Format Berufstätige und Interessierte gleichermaßen an. Ein lockerer Einstieg, der Wissen vermittelt und Vernetzung ermöglicht – ideal, um eine gemischte Zielgruppe zu erreichen.
- Tage der offenen Tür: Einladende Events, die den Raum für Neugier öffnen. Diese Veranstaltungen erlauben einen ungezwungenen Einblick und bieten die Möglichkeit, neue Technologien direkt auszuprobieren. Menschen können vorbeischauen, Fragen stellen und das Stadtlabor kennenlernen.
-> Best Practice aus den Projekten: Regelmäßigkeit schafft Bindung! Offene Abende und Events im festen Rhythmus machen das Stadtlabor zu einem Ort, an den Menschen gern und immer wieder kommen.
Zieht immer: Technik zum Anfassen
Technologien sind das Herzstück jedes Stadtlabors – aber nur, wenn sie auch erlebbar gemacht werden. Hands-on-Formate wecken Begeisterung und erleichtern den Zugang zu oft abstrakten Themen wie Digitalisierung und Smart Cities.
Besondere Publikums-Magneten dabei sind:
• VR-Brillen und 3D-Drucker: Die Möglichkeit, mit VR-Brillen in digitale Welten einzutauchen oder Modelle am 3D-Drucker zu gestalten, eröffnet einen spielerischen Zugang zur Technik. Es wird anschaulich, was wie Technologie Teil des Alltags werden kann.
• Drohnen- und Roboter-Demonstrationen: Mobile Exponate wie Drohnen und Roboter sind ein Publikumsmagnet, besonders bei Stadtfesten oder größeren Veranstaltungen. Hier wird Technik zur Show und zeigt gleichzeitig, wie neue Technologien auch städtische Strukturen unterstützen können.
Tipp: Hands-on-Angebote schaffen nicht nur Freude am Entdecken, sondern stärken auch das Verständnis für Digitalisierung. Sie machen Technologie greifbar und fördern so die Akzeptanz für smarte Lösungen in der Stadt.

Formate für alle Altersgruppen planen
Ein Stadtlabor sollte möglichst viele Bürger*innen einbeziehen. Doch erfahrungsgemäß erreicht man, wenn man auf alle zielt, häufig niemanden.
Deshalb lohnt es sich, die Formate zu anfangs anhand der Altersstruktur zu planen – und später dies in Interessenlagen aufzugliedern.
Stark starten – mit Senior:innen und Schulklassen
Praxisbewährte Ideen, die bei allen Stadtlaboren in Südwestfalen laufen richten sich vor allem an zwei Zielgruppen:
- Senior:innen: Technikschulungen, die sich auf einfache Anwendungen konzentrieren, sind bei Senior*innen besonders beliebt. Diese Zielgruppe bringt Zeit und großes Interesse an Themen wie Sicherheit im Internet oder der Bedienung mobiler Geräte mit.
- Schulen und Schülergruppen: Schulklassen und Lehrer:innen sind ideale Partner für das Stadtlabor. Bildungseinrichtungen können das Labor als externen Lernraum nutzen, um digitale Themen in den Unterricht zu integrieren und Schüler:innen für innovative Berufsfelder zu begeistern.
Beide Zielgruppen verbindet eins: Sie haben Zeit zu „normalen“ Geschäftszeiten – sprich vormittags. Dies kommt auch der Arbeitszeit der Arbeitskräfte im Stadtlabor entgegen.

Natürlicher Multiplikations-Effekt: Familien
Einen Schritt weiter sind Angebote, welche die Bedarfe von Familien in den Blick nehmen. Hier ergeben sich viele Potentiale, um das Stadtlabor in der Stadt zu verwurzeln: Erreicht man nur ein Familienmitglied, so kann dies zum „Botschafter“ in die Familie hinein werden und die anderen Familienmitglieder über das Stadtlabor aufklären.
Gute Ideen hierfür sind:
- Ferienprogramme und Schulfeste: Programme, die sich an Kinder und Jugendliche richten, bringen Leben ins Stadtlabor. Vor allem in den Ferien oder bei Schulveranstaltungen bieten interaktive Workshops jungen Menschen eine neue Perspektive auf Technik und Stadtentwicklung.
- Familienfreundliche Events: Veranstaltungen, die sich an Familien richten und gemeinsame Erlebnisse schaffen, stärken die Bindung zur Stadt und machen das Stadtlabor zu einem Treffpunkt für alle.
- Events zu Familienthemen: „Digitale Elternabende“ gehen in den Stadtlaboren in Südwestfalen teilweise bereits sehr gut. Diese Idee kann man weiterdenken, und bspw. eine regelmäßige Krabbelgruppe im Stadtlabor stattfinden lassen, die auch neue Medien und deren Einfluss auf Familien regelmäßig in den Blick nimmt. Oder aber „Medien-Kompetenztrainings“ für verschiedene Altersklassen anbieten – eventuell sogar parallel, sodass die ganze Familie an einem Termin da sein kann.
Hohe Interessenlage: Business
Lokale Unternehmen sind wertvolle Partner für das Stadtlabor. Sie können Fachwissen, Ressourcen und möglicherweise auch finanzielle Unterstützung beisteuern. Unternehmen schätzen das Stadtlabor auch als Möglichkeit, sich als innovativer Arbeitgeber oder als Ausbildungsbetrieb zu präsentieren.
Gleichzeitig haben viele Menschen aus der Arbeitswelt auch Interesse daran, sich über neue Technologien und Möglichkeiten auszutauschen. Nicht selten gibt es Netzwerke wie die Rotarier, den Lions Club oder Unternehmer:innen-Stammtische, die genau das verdeutlichen.
Das Stadtlabor kann an diese Interessen und Runden andocken und diese mit seinem Fachwissen bereichern. Eine echte Win-Win-Situation, die auch hilft, Netzwerke aufzubauen und das eigene Angebot an die zu kommunizieren, die es interessieren könnte.
Bestehende Events wie der “After Work Austausch” sind ein Best Practice, welches sich gut und gerne kopieren lässt, um das eigene Stadtlabor vor Ort zu etablieren jenseits der “klassischen” Zielgruppen an beiden Enden der Altersskala.
Erfolgsfaktor „Präsenz zeigen“ nicht vergessen!
Ein Stadtlabor muss sichtbar sein, um bekannt zu werden und Bürger:innen anzuziehen. Eine klare Kommunikationsstrategie ist daher essenziell, um das Stadtlabor in der Stadt zu etablieren.
Eine solche Kommunikationsstrategie kann man gut in zwei Bereiche aufteilen: Die direkte Kommunikation – und die indirekte in Form von Netzwerken etc..
Direkt Kommunizieren – digital und analog
Gute Öffentlichkeitsarbeit macht ein Stadtlabor relevant für seine Zielgruppen. Alle Stadtlabore aus dem Projekt betonten immer wieder, wie wichtig es ist, seine Angebote auf die Zielgruppen anzupassen – und diese genauso auch angepasst anzusprechen.
Denkt dabei an mehrere Säulen:
- Social Media und Pressearbeit: Nutzt Social Media, lokale Zeitungen und digitale Plattformen, um eure Veranstaltungen und neue Programme zu bewerben. Ein gezieltes Kommunikationskonzept mit regelmäßigen Updates sorgt für stetige Präsenz in den relevanten Medien eurer Zielgruppen.
- Klares Corporate Design: Ein einheitliches Erscheinungsbild hilft, das Stadtlabor wiederzuerkennen. Gut gestaltete Flyer, Banner und Online-Materialien vermitteln Professionalität und fördern den Wiedererkennungswert bereits auf den ersten Blick.
- Aktiv auf Stadtfesten und Veranstaltungen präsent sein: Zeigt Präsenz auf öffentlichen Veranstaltungen, um das Stadtlabor und seine Angebote im Stadtbild zu verankern. Aber achtet darauf, dass der Dialog im Mittelpunkt steht – reine Technikdemonstrationen verlieren schnell an Mehrwert und können so auch von jedem Technik-Händler ebenso geleistet werden
-> Insider-Tipp aus den Projekten: Öffentlichkeitsarbeit ist keine einmalige Aufgabe, sondern ein fortlaufender Prozess. Mindestens 30 % der Arbeitszeit sollten in die Kommunikation und Vernetzung investiert werden.
Mit Kooperationen die Reichweite boosten
Ohne ein starkes Netzwerk und enge Partnerschaften kann ein Stadtlabor nicht langfristig erfolgreich sein. Kooperationen eröffnen neue Ressourcen und erhöhen die Sichtbarkeit – und schaffen Synergien, die das Angebot bereichern.
- Kommunale Player: Von Anfang an enge Partnerschaften mit städtischen Akteuren aufzubauen, wie der Verwaltung oder dem Stadtmarketing, ist entscheidend. Das Stadtlabor ergänzt bestehende Angebote und ermöglicht der Verwaltung, die Bürger*innen in die Stadtentwicklung einzubinden. Gleichzeitig kann das Stadtlabor auch “geben” in solchen Partnerschaften – zum Beispiel indem seine Räumlichkeiten für Bewerbungsgespräche genutzt werden können oder als Konferenz- und Workshop-Räumlichkeiten. Gerade als “neutraler Boden” und gleichzeitig attraktive Fläche profitieren so alle Teilnehmenden – und das Stadtlabor verankert sich als Räumlichkeit immer weiter in den Köpfen.
- Bildungseinrichtungen und lokale Vereine: Schulen, Volkshochschulen und Vereine bieten Zugang zu bestehenden Zielgruppen und Netzwerken. Gemeinsame Veranstaltungen oder Schulprojekte helfen, das Stadtlabor als Bildungsort zu etablieren und mehr Menschen zu erreichen.
- Verbraucherzentrale und Initiativen: Partnerschaften mit Verbraucherzentralen oder sozialen Initiativen erweitern das Angebot und zeigen das Stadtlabor als Ort, der gesellschaftlichen Mehrwert bietet.
-> O-Ton-Tipp aus den Projekten: Seht das Stadtlabor als Plattform, die verschiedene Akteure zusammenbringt. So wird das Labor zum Teil der lokalen Gemeinschaft und nicht zu einem isolierten Einzelprojekt.
Unter’m Strich
Ein erfolgreiches Stadtlabor ist ein Ort, der Menschen zusammenbringt, den Austausch fördert und Technik lebendig macht. Mit Formaten, die offen, interaktiv und zielgerichtet sind, wird das Stadtlabor zu einem inspirierenden Treffpunkt und einem Raum für gemeinsame Stadtentwicklung.
Nutzt diese Best Practices als Grundlage für ein Stadtlabor, das nicht nur den digitalen Wandel fördert, sondern auch echte Mehrwerte für die Stadtgesellschaft schafft. Und das auf allen Ebenen!
Übrigens: Ein ähnliches Konzept wie die Stadtlabore in Südwestfalen fährt die infotastics Academy in Attendorn, die mitten in der Stadt einen zentralen, analogen Raum für digitale Themen geschaffen hat.“ Link: https://infotastic.academy