Smart Cities, smartes Leben und Arbeiten, Digitalisierung: Diese Begriffe sind alle relativ eng miteinander verbunden. Aber: Sind Smart Cities nur mit der Digitalisierung in Verbindung zu bringen? Und müssen deshalb Projekte automatisch total technisch sein?
Bei den Antworten auf diese Fragen hilft der detaillierte Blick in die Rahmenstrategie und vor allem auf die Südwestfalen-DNA weiter. Beide Themen haben wir in vergangenen Leitfäden ausführlich beleuchtet.
Welche sind die groben Eckdaten zur Südwestfalen-DNA?
Auf die Südwestfalen-DNA möchten wir aber noch einmal kurz eingehen: Grob gesagt beinhaltet diese DNA die Richtung, in die sich Südwestfalen in den kommenden Jahren entwickeln soll.
Inwiefern? Alleine schon durch die Anfangsbuchstaben, D, N und A, die für digital, nachhaltig und authentisch stehen. Ganz maßgeblich sollen zu dieser Entwicklung die Regionale 2025 und Smart Cities: 5 für Südwestfalen – also ein Strukturförderprogramm und ein Bundesmodellprojekt – beitragen.
Genau vor diesem Hintergrund wurde auch die Südwestfalen-DNA entwickelt. Sie ist Leitidee, Vision und Anker für verschiedene Projekte, Maßnahmen und Veränderungsprozesse gleichzeitig.
Südwestfalen-DNA im Praxischeck: Existieren Herausforderungen bei der Anwendung?
Was die Südwestfalen-DNA genau ist, wissen wir nun. Aber: Wie gut lässt sie sich anwenden und welche Herausforderungen gibt es im Praxistest?
Also schauen wir uns Südwestfalen einmal kurz ein bisschen genauer an. Unsere Region ist eher ländlich und punktet mit viel Natur und einer starken Wirtschaft. Also sind schon einmal zwei Aspekte vorhanden, die bei Zukunftsthemen miteinander vereint werden müssen.
Und: Die Menschen, die hier leben, werden in den kommenden Jahren immer weniger. Stichwort: demografischer Wandel und „Landflucht“ der Jugend. Deshalb gilt es, auch hier anzusetzen und die Region so attraktiv wie nur irgendwie möglich zu gestalten.
Außerdem haben auch die südwestfälischen Innenstädte – beziehungsweise die Läden und Fachgeschäfte, die sich dort befinden – mit dem immer stärker werdenden Onlinehandel zu kämpfen. Was also tun, um die Innenstädte weiter als attraktive Orte der Begegnung zu erhalten?
Für all diese beispielhaft genannten Herausforderungen braucht es effektive und zeitgemäße Lösungen. Und bei vielen dieser Lösungen denken die Menschen in erster Linie an Technik und Digitalisierung.
Müssen Smart-Cities-Projekte immer technisch sein?
An dieser Stelle lässt sich aber eindeutig festhalten: Entwicklungen und Projekte müssen nicht zwingend technisch sein. Vielmehr geht es uns darum, nachhaltige Lösungen zu finden. Wenn die Technik dabei hilft, umso besser. Diese Nachhaltigkeit beziehen wir übrigens ganz bewusst auch auf die Digitalisierung.
Wir betrachten die Digitalisierung ausdrücklich als Hilfsmittel und nicht als Kernthema. Im Mittelpunkt steht bei allen Überlegungen nämlich immer der Mensch. Nehmen wir zwei Beispiele, die die digitalen Akzente in einer analogen Welt unterstreichen:
- In den vergangenen Jahren haben Hochwasserereignisse stark zugenommen. Um die Menschen frühzeitig zu warnen und auch zu schützen, sind technische Hilfsmittel extrem wichtig. So können Sensoren in Fließgewässern oder stehenden Gewässern beispielsweise den Pegelstand erfassen. Erreicht dieser eine kritische Höhe, kommt es automatisch zu einer Warnung und zur Einleitung von weiteren Maßnahmen. Beispiel: eine Art künstlicher Damm, der sich eigenständig hochfährt.
- In einer Innenstadt existieren Leerstände, was früher gewerblich genutzte Räumlichkeiten anbetrifft. Die Vermarktung dieser Ladenflächen kann vollkommen digital erfolgen. Und auch neue Mischnutzungen (tagsüber Co-Working, abends Yoga) ließen sich gut digital organisieren.
Was haben Südwestfalen-DNA und Smart Cities mit öffentlichen Räumen zu tun?
Einen großen Stellenwert in Smart Cities besitzen öffentliche Räume. Das gilt ebenfalls für die Südwestfalen-DNA, die für digitale, nachhaltige und authentische Entwicklungen zugunsten der Menschen steht.
Der öffentliche Raum ist in Städten extrem wichtig für Begegnungen. Deshalb gilt, dass die Aufenthaltsqualität stimmen muss, damit so Begegnungen in einem angenehmen Umfeld ermöglicht werden.
Die Digitalisierung – vor allem im Hinblick auf ortsunabhängiges Arbeiten oder Homeoffice – verstärkt den Stellenwert des öffentlichen Raums und der sozialen Begegnungen nochmals.
Auf die mittel- und langfristige Stadtplanung kommen also Herausforderungen zu, weil die digitale Welt die analoge niemals ersetzen, aber ergänzen wird.
Existieren (fiktive) Beispiele für digitale, nachhaltige und authentische Projekte?
Ja, solche Beispiele gibt es in der Tat – und zwar ein fiktives und ein reales. Einige Zeilen weiter vorne in diesem Leitfaden haben wir vom Zusammenspiel zwischen Mensch und Technik gesprochen.
Ein fiktives Beispiel ist deshalb die digitale, zur Region passende – also authentische – und altersübergreifende Bildung. Interessierte besuchen in einer Innenstadt also beispielsweise einen außerschulischen Lernort. Sie bewegen sich analog dorthin und erhalten vor Ort digitalgestützte Informationen zu einem bestimmten Thema.
Ein weiteres – diesmal aber reales – Beispiel stammt aus Soest. Dort könnte barrierefreies Kopfsteinpflaster entstehen, indem ein Roboter die teilweise jahrhundertealten Steine entnimmt und katalogisiert. Danach werden die Steine abgeschliffen und an der ursprünglichen Stelle vom Roboter wieder eingesetzt.
Alle drei Begriffe – digital, nachhaltig und authentisch – sind hier also wunderbar miteinander kombiniert worden und haben zu einem tollen Ergebnis geführt.
Was ist sonst noch wissenswert?
Smart Cities leben in erster Linie von Daten. Optimalerweise sind das offene Daten, die zwar technisch verarbeitet werden, aber von Menschen stammen. Und auch bezogen auf die Stadtentwicklung der Zukunft spielen Daten eine große Rolle.
Aber: Die drei Begriffe digital, nachhaltig und authentisch verstehen wir nicht einzeln, sondern im Zusammenspiel miteinander. Nachhaltigkeit ist uns beim Thema Daten – also beim Digitalen – genauso wichtig wie die Glaubwürdigkeit.
Denn nur, wenn die Maßnahmen und Projekte zu unseren Städten und Dörfern passen, werden sie auch den Menschen und unserer gesamten Region nutzen. Für mehr (digitale) Nachhaltigkeit und eine Verbesserung der Lebensqualität.